A Leich

Melancholie

Melancholie © Matthias Mala

Die Schneedecke war aufgebrochen. Daneben ein Haufen aufgeworfene Erde. Eine Grube, ungewöhnlich tief für ein Grab. Als das letzte Lied für die Verstorbene erklang, verstummten die Krähen, dafür sang eine Amsel. Reihum warf ein jeder eine Schaufel Erde auf den Sarg in der Grube und eine Handvoll Rosenblätter hinterher.

Im Wirtshaus fand man sich zur Leich ein. Die Wärme tat gut, und man dachte an die Kälte auf dem Friedhof. Ob die Verstorbene jetzt frieren würde? Nein, unter der Erde würde es ihr sogar warm werden. So sinnierte man vor sich hin, über die Tote, über ihr Leben, über dies und das und immer wieder gab es eine Verdrehung, die die Gesellschaft lachen ließ. Es war wie so oft auf einer Leich, Trauer und Witz vermischten sich, zur Melancholie des Übergangs. Denn jedes Sterben ist ebenso Verlust wie Gewinn von Leben. Es schafft Raum für Wandlung. Weiterlesen