Mein Wunsch zum neuen Jahr

Jahresbild 2023 © M. Mala

Es ist wieder Zeit für ein prognostisches Jahresbild zum neuen Jahr. Gingen wir letztes Jahr noch baden, so machen wir uns nunmehr auf die Reise nach Privatissima, einem Wolkenkuckucksheim nicht mehr verortet im hiesigen Raum und hiesiger Zeit, sondern ein Ort in unserem Herzen und unserer Seele, an dem wir uns wohlfühlen. – Mit wir meine ich meine Frau und mich. Beide leben wir seit 1970 in einer Nußschale, mit der wir schon so mancher stürmischen See getrotzt haben. Ja, wir können längst vor dem Wind kreuzen.

Privatissima ist kein Rückzug ins private, sondern wie gesagt ein weiterer Abschnitt unserer Studienreise zum rechten Leben. Wobei das rechte Leben, so wie wir es verstehen, sicher nicht jenes ist, was derzeit von den „Woken“, den Erwachten, dafür gehalten wird; also weder Lebenshaltung noch Wahrheit, sondern ein realistischer Blick, soweit das in einer an sich vagen, verhandelten, ja verrückten Welt überhaupt möglich ist. Jedenfalls bemühen wir uns allein ob unserer psychischen Gesundheit um eine solche Lebensweise, schließlich ist die Welt um uns nicht minder irre als vor 50 Jahren, nur im Gegensatz zu damals, hält man heute den Wahnsinn für Wahrheit … Weisheit … Wesentlichkeit … Nein, zurück, für das hielt man die Welt auch vor 50, 80, 100 oder 1000 Jahren. Somit mag meine prognostische Zeichnung nur ein Abbild unseres Status quo und in diesem Sinne nur eine Anregung für Euch sein, liebe Freunde, sich das Ruder nicht aus der Hand nehmen zu lassen, sondern Euren eigenen Weg in dieser Welt zu finden und sich dabei vom Wahnsinn nicht anstecken zu lassen und gut zu finden, was verdorben ist.

In diesem Sinne verfasste ich das Haiga, dessen bildhafte Mitteilung Ihr nach Eurem Belieben deuten dürft, sowie das Haiku im Bild – was ein Haiga ausmacht -, das eigentlich ein Senryū ist:


Künftig verarsche
Ich mich lieber selbst! – Und ihr?
Macht es ebenso!

Ein gutes neues Jahr, Gesundheit und Glück, wünschen Euch
Dagmar & Matthias Mala

Harmonie ist wie Zucker und Salz

Haiga 2022 © Mattias Mala

Wir hatten die Wahl
Und haben sie verworfen
Gehen wir baden.

Mein Haiga zum Jahreswechsel zeigt in zwei sich gegenübergestellten Zweien, ein geöffnetes Herz, ein Gespräch zweier Personen oder eine Kluft. Es ist alles in ihm enthalten. Über die Problematik einer Wahl bloggte ich hier bereits 2013 (siehe Link); also bleibe ich bei dem Bild.

Es zeigt zwei Chimären, die eine rot mit Reißzähnen, die andere blau mit Schlangenzunge. Sie sind einander zugewandt, und in verschränkter, gleichwohl dissonanter Zeit verbunden. Es liegt an der Zahl Zwei, die die Jahreszahl dominiert. Sie gewichtet den symbolischen Kalender. Magische Tage wären demnach der 2., der 20. und der 22. Februar; wobei mir der 22.2.22 am besten gefallen würde. Selbstverständlich ist dieser Tag ebenso magisch wie jeder andere, sofern wir ihm einen Zauber verleihen und ihn hierdurch zauberhaft empfinden. Von der Zahlensymbolik her wäre er ein besonders weiblicher Tag, schließlich steht die Zwei für alles weibliche; dementsprechend werden ihr weibliche Metaphern wie die Erde, die Zwietracht, Tag und Nacht und alles andere Duale und sich rundende wie der Mond zugedacht.

Links zeigt das Bild mit dem roten Kopf einen Mann, denn rot ist der Mars, und mit dem blauen Kopf rechts eine Frau, denn blau ist der Himmel, den Venus schmückt. Zugleich werden beide von der Farbe ihres Gegenparts auf einer Woge getragen. In diesem Sinne vereint das Bild gegensätzliches, was von sich aus noch keine Harmonie bedeutet. Erst wenn Gegensätze zusammenwirken, entsteht Harmonie. Hierfür muss es neben dem Dissens auch Konsens geben. Beide sind für wohltönenden Zweiklang bedeutend. Wer den Dissens hingegen scheut – so wie das „Schneeflöckchen“ heute halten – der erstickt in Einheitssoße. Allein der Gegensatz ermöglicht Lebendigkeit. Das ist so simpel, dass es die Simpel von heute in ihren Blasen und Komfortzonen nicht wahrhaben wollen. Doch was soll’s, sie bleiben so flüchtig wie der Zeitgeist. Darum sollten wir es mit der letzten Zeile des Haiga halten und buchstäblich Badengehen, das entspannt und läutert Leib und Seele.

Kommen Sie gut in das neue Jahr, bleiben Sie gesund und verantwortlich für ihr Glück; beides liegt zuvorderst in Ihren Händen. – Übrigens Zucker und Salz, jede Speise rundet erst ihr Gegensatz: zum Salzigen gehört eine Prise Zucker und zum Süßen eine Spur Salz.

Ein Haiga

Ich bin, was ich bin
Und noch mehr, was ich nicht bin
Wer mag ich nur sein?

Der Text zu diesem Haiga entstand im Zug auf meiner Fahrt zur Traumatherapie. Es umreißt den Zustand meiner Depersonalisation, von der ich Jahrzehnte glaubte, ihr liege ein spiritueller Prozess zugrunde. Doch mit der seit einem Jahrzehnt laufenden psychotherapeutischen Auseinandersetzung mit meiner kPTBS gelangte ich zu der Einsicht, dass meine vermeintliche Erleuchtung schlicht eine Depersonalisation ist. Das ist ein gewaltiger und deswegen erschreckender Schritt zu mir selbst. Ich werde sehen, wie nah ich meinem Selbstverständnis in der bald beginnenden vierten Phase meiner Traumatherapie komme.

Depersonalisation ist kein angenehmer Gemütszustand. Personen, die an dieser psychischen Beeinträchtigung leiden, haben ihr Selbstverständnis verloren. Sie leiden unter Selbstentfremdung. Ihr ich erscheint ihnen als diffus und fremd, auch ihre Mitwelt wirkt fremd auf sie. Obgleich Depersonalisation eine der ersten beschriebenen psychischen Erkrankungen ist, ist sie relativ unbekannt, weswegen sie auch häufig von Psychotherapeuten verkannt und nicht gezielt behandelt wird.

Mehr zum Thema Depersonalisation erfahren Sie hier.