
Nachstehende acht kontemplative Senryū wurden von mir jeweils zum Jahresende verschiedener Jahre verfasst. Jetzt wieder gelesen, konnten sie mich erneut bezaubern. Ein Senryū schildert im Gegensatz zum Haiku, dessen Augenmerk der Natur gilt, eine alltägliche Wahrnehmung oder Erlebnis.
1
Neues kehrt altes
Schicksal zur Beliebigkeit
Erschau dir was heut.
2
Wir sind weder Leib
Noch Seele, noch Geist, noch Gott
Es ist unsagbar.
3
Meine Träne fällt
In ein Meer reiner Weisheit
Ein Gedanke erblüht
4
Das Normale ist
Nur der Durchschnitt des Wahnsinns
Wer nimmt euch noch ernst.
5
Sich selbst verwechseln
Im glitzernden Lebenslicht
Frisch wie Morgentau.
6
Weiß alles besser
Weil ein gutes Mensch ich bin
Geht mir auf den Leim.
7
Sog ned, wos wean ko,
Wei dös wos is, dös langt scho
Füan ganzn Rest vom Lebm.
8
Der Hahn legt ein Ei.
Die Henne brütet es aus.
Ein Schicksal schlüpft aus.