Farhud – Der Exodus aus Arabien

Im September schrieb mir meine Kollegin Miriam Magall, dass ihr jüngster Roman erschienen sei, in dem sie sich mit dem Leid der Vertreibung der Juden aus den arabischen Ländern auseinandersetzte. Die Vertreibung der Juden aus diesen Ländern und aus dem Iran war ein Unglück – genauer gesagt ein rachsüchtiges Verbrechen – das mit der Gründung des Staates Israel begann und sein Ende im arabischen Frühling 2010/2011 fand, wo die letzten verbliebenen Juden aus den arabischen Ländern vertrieben wurden. Seitdem ist ganz Arabien nach über 3000 Jahren jüdischem Leben auf seinem Boden judenfrei. – Hier ist eine Auflistung der noch verbliebenen Juden in Arabien und dem Maghreb vor dem arabischen Frühling.

Farhud bezieht sich auf das Pogrom 1941 in Bagdad, bei dem 175 Juden ermordet und über 1000 verletzt wurden. Der Begriff ist auch zum Synonym für die Vertreibung der Juden aus Arabien geworden. Hierzu ein Artikel in der Jerusalem Post und einen Aufsatz zum ersten Gedenktag der Vertreibung am 30. November 2014 im israelnetz.

Meine Kollegin Miriam Magal schrieb mir dazu folgendes:

Lieber Kollege Mala,

es hat ein Weilchen gedauert, aber jetzt hat er doch das Licht der Welt erblickt: mein Roman Nr. 5 – diesmal über ein mehr als aktuelles Thema: über die jüdischen Flüchtlinge, nämlich die in den 50er Jahren aus allen arabischen und muslimischen Ländern vertrieben wurden, insgesamt 850.000. Zuflucht fanden die meisten von ihnen im kurz zuvor gegründeten Staat Israel mit seinen gerade einmal 600.000 jüdischen Bewohnern.

Sie wohnten anfangs in Zeltstädten, danach in Blechhütten, zum Schluss konnten sie glücklich in feste Häuser in Städten einziehen, die die erst kurz zuvor demokratisch gewählte Regierung des jungen Staates Israel praktisch aus dem Boden gestampft hatte.

Der Verlust der hunderte Jahre alten Heimat fiel den meisten jüdischen Flüchtlingen schwer, aber, „ein bisschen Feuer ins Haus oder ins Geschäft hier, dort ein Jude abgemurkst, und dann sind sie gegangen, ließen ihren gesamten Besitz zurück, froh, überhaupt noch am Leben zu sein“, um einen der Protagonisten im Buch zu zitieren.

Am eigenen Leib erlebt von der Familie meines Ex, die Anfang der 1950er Jahre aus Ägypten floh und über einen Umweg, via Marseille, in Haifa eintraf.

Am 23. Juni 2014 hat das israelische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das den 30. November als jährlichen landesweiten Gedenktag der Vertreibung von 850.000 Juden aus arabischen Ländern und dem Iran im 20. Jahrhundert festlegt.

Es wäre schön, wenn auch Sie an dieses Ereignis erinnern würden — mithilfe meines Romans, dem ersten, der über dieses Thema auf deutsch geschrieben wurde.

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Und hier der Klappentext zum Buch: „Kindheit in Ägypten“. Hier bei Lehmanns zu beziehen.

„Kindheit in Ägypten“ schildert die Geschichte jüdischer Flüchtlinge aus einem arabischen Land, denn über sie und ihr Schicksal weiß die breite Öffentlichkeit kaum etwas. Seit Jahrhunderten lebt Familie Marzuk in Kairo in Ägypten, zusammen mit mehr als 75.000 anderen Juden, noch im Jahr 1948. Abraham Marzuk besitzt ein Geschäft im Goldmarkt von Kairo; Nonna herrscht über die vielköpfige Familie, insgesamt zwei Söhne und sechs Töchter.

Seit der Gründung des Staates Israel wird die Lage für die Juden in Ägypten zusehends prekärer, wird ihnen ihre Freiheit nach und nach beschnitten. Die Familie Marzuk erkennt frühzeitig, dass sie in diesem Land keine Zukunft mehr hat. Jedes Mitglied der Familie trifft für seine Zukunft eine andere Entscheidung. Josefs Mutter besteht auf Israel. In Israel lernt Josef, seine eigenen Wünsche auch gegen den Willen der Eltern, vor allem gegen den seiner Mutter durchzusetzen. Ohne ihre Zustimmung heiratet er Tamar, eine Neueinwanderer in aus England. Als das erste Kind des jungen Paares geboren wird, es ist kurz vor Pessach, verbringen sie das Fest zum ersten Mal bei Josefs Eltern. Die Eltern erzählen von ihrem Auszug aus Ägypten, die junge Frau erzählt von ihrem eigenen Auszug aus Ägypten. Josefs Mutter stockt der Atem. Das Unglück nimmt seinen Lauf … Ach ja, Josef hat nie das Erbe seines Großvaters angetreten.

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