Atheisten wissen, dass es keinen Gott gibt. Agnostiker nehmen es an, wissen aber, dass sie dazu nichts wissen können, also auch über das Dasein oder Nichtsein einer Transzendenz im Ungewissen bleiben werden. – Ein gottesfürchtiger Mystiker prägte dazu im späten Mittelalter den Begriff von der Wolke des Nichtwissens und konnte aus seinem Nichtwissen heraus dennoch ein Buch über das Nichtwissen schreiben. Nichtwissen kann demnach sehr beredt sein, wie ich es ja mit diesem Blog ebenso demonstriere.
Jedenfalls ist mir die agnostische Position lieber, denn sie ist mir nahe. Deshalb halte ich auch jede Spekulation über Gott für müßig. Folglich spreche ich nicht von ihm. Und doch, indem ich mit meiner Kontemplation über Meins ‑ womit ich mein Sein und Mitsein im Sein meine ‑ von etwas spreche, wovon man eigentlich nicht sprechen kann ‑ da jedes Reden darüber das wahrhaft Beschaute reduziert ‑, stifte ich eine Begrifflichkeit, die zwangsläufig zum Missverständnis einlädt. Denn wirklich verstanden werden kann ich nur dann, wenn der mich Verstehende, in gleicher Weise kontemplierte wie ich.Ein schier unmöglicher Vorgang, denn da ein jeder zwingend einen anderen diesseitigen Hintergrund mit sich trägt, aus dem heraus er in die Welt schaut, können sich Kontemplationen nur annähern, aber niemals soweit gleichen, dass sie zur selben werden. Doch nur dann, wenn sie einander selbig sind, sprächen wir, wenn wir miteinander über das geschaute Transzendente sprechen, vom selben und nicht vom gleichen. Deshalb ist, um Missverständnisse zu vermeiden, eine Kommunikation über Meins nur schweigend möglich.
Wobei dieserart Schweigen kein mönchisches Anschweigen ist. Vielmehr kann diese schweigende Kommunikation während eines Gesprächs, eines Spazierganges oder einer gemeinsamen Arbeit geschehen. Schweigende Kommunikation bedingt nämlich kein gemeinsames Schweigen, sondern verlangt eine geistliche Gemeinsamkeit, also einen spirituellen Raum, in dem der Austausch stattfindet. Dann kann es geschehen, dass wir in der parallelen stillen Betrachtung, das gleiche Mysterium schauen und einander tiefer Verstehen, als wir mit Worten zu teilen vermögen. – Damit habe ich aber wiederum schon zu viel gesagt, denn meine Umschreibung lädt zu erneutem Missverständnis ein. Dennoch, wer sich darauf einlässt, indem er sich für eine derart stille Ansprache öffnet, wird immer wieder in diese Form geistlicher oder pneumatischer Kommunikation treten.
Sie erleben zu dürfen ist gewährte lebendige Barmherzigkeit; eine Barmherzigkeit von niemanden und von nirgendwo. Dennoch vermittelt sie, dem, der sich hierfür in aller Bescheidenheit und in Kenntnis seiner eigenen Erbärmlichkeit öffnete, ein Gefühl von Geborgenheit und unbegrenzt versöhnlichen Angenommensein.